Kunde ist König - nicht Diktator
Seit dem 1. Januar rümt eine neue Gesetztesregelung mit Schwarzarbeit im Reinigungssektor auf. Der Thalwiler Putzfrauenagentur D'Amelio verhilft dies zu grösserem Renommee.
«Raumpflege ist Vertrauenssache.» Dies ist die Philosophie der 2003 von Adrian Gsell gegründeten Putzfrauenagentur, die auf die Vermittlung von Putzfrauen an Privathaushalte spezialisiert ist. Ein Service, der zuvor in der Schweiz nicht existierte, zumal die damaligen Reinigungsinstitute ausschliesslich Gewerbebetriebe bedienten. Dank grosser Nachfrage entwickelte sich das propre Nischenunternehmen in den letzten Jahren zu einer strahlenden Firma, die mittlerweile 14 Niederlassungen in der Deutschschweiz – auch im Bezirk Horgen – zählen kann.
Die seit Anfang Jahr in Kraft genommene Gesetzesregelung, die Schwarzarbeit stärker ahndet, sorgt dabei für einen zusätzlichen Resonanzanstieg, so Gsell: «Wir nehmen dem Kunden den administrativen Aufwand, der für ein sauberes Anstellungsverhältnis von Nöten ist, ab. Im Einzelnen heisst dies, dass wir uns ums Verrechnen von Sozialabgaben, Quellensteuer, Versicherungen etc. kümmern und beim Ausfall der festzugeteilten Raumpflegerin eine Stellvertretung organisieren.» Mit diesem Engagement möchte die Putzfrauenagentur einen aktiven Beitrag gegen die Schwarzarbeit leisten, werde doch gerade der erforderliche administrative Aufwand zu einer rechtmässigen Beschäftigung einer Haushaltshilfe vielfach gescheut.
Bunte Mischung im Bezirk
Die positive Nachfrageentwicklung spiegelt sich in der Region wieder. Pasquale D’Amelio, der mit seiner Frau Nisia die Zweigstelle Putzfrauenagentur D’Amelio in Thalwil leitet, erzählt: «Als wir unsere Firma 2005 gründeten, boten wir unseren Service rund um den Zürichsee an.» Die Nachfrage sei jedoch so stark gewachsen, dass dieses Gebiet mittlerweile von drei Agenturen betreut werde. «Um besser auf die einzelnen Gemeinden eingehen zu können, vermitteln wir selbst nur noch am linken Zürichseeufer von Richterswil bis Wollishofen Putzfrauen.» Mit rund 150 Kunden und 30 Mitarbeiterinnen gäbe es aber immer noch alle Hände voll zu tun. Dass Gsell und D’Amelio nur von weiblichen Angestellten reden, ist dabei kein Missverständnis: «Wir würden gerne Männer anstellen, jedoch ist die Akzeptanz auf Kundenseite gegenüber männlichem Putzpersonal nicht vorhanden.»
Doch wer ist es denn, der sich im Bezirk Horgen eine Putzfrau «leistet»? «Wir stellen grosse Unterschiede zwischen städtischem und ländlichem Gebiet fest. In den Städten sind es vorwiegend kinderlose Doppelverdiener, in eher ländlichen Gegenden viele Familien mit Kindern», führt Gsell aus. Im Bezirk fänden sie eine interessante Mischung von beidem vor, liegen doch ländlich und städtische Situationen nahe beieinander.
Mitarbeiterinnen schützen
Gerade weil es bei den eigenen vier Wänden um eine viel persönlichere Sphäre geht, stellen laut dem Firmengründer Privatpersonen hohe Anforderungen an eine Putzkraft. Das Vertrauen zwischen dem Reinigungspersonal und dem Kunden sei deshalb eine unerlässliche Basis –hinsichtlich des genannten Abwickelns von administrativen Vorgaben, aber auch bereits bei den ersten Kontakten.
«Bevor es zum Reinigen einer Wohnung kommt, nehmen wir vor Ort die Kundenwünsche auf, darauffolgend stellen wir die jeweilige Mitarbeiterin vor», beschreibt Gsell den Beginn des Vertragsverhältnisses. Und D’Amelio ergänzt: «Wir achten darauf, dass unsere Mitarbeiterinnen zu unseren Kunden passen und vermitteln deshalb einer Rentnerin nicht gerade eine junge Frau mit Piercing als Reinigungskraft.» Bei religiösen oder rassistischen Vorurteilen ziehe man jedoch die Bremse, denn der Kunde sei zwar König, aber nicht Diktator. D’Amelio führt aus: «Einer schwarzen Mitarbeiterin wurde einmal die Tür vor der Nase zugeknallt. In solchen Fällen schützen wir unsere Angestellten und lösen das Dienstleistungsverhältnis zum Kunden auf.»
Der 13. Monatslohn, das Mitspracherecht bei Kunden, eine ausreichende Versicherung, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Schritt in die Selbstständigkeit mit einer eigenen Zweigstelle sind weitere Punkte, mit denen die Agentur das Bild der Putzfrau aufpolieren möchte. Dies ist denn auch neben dem Bekämpfen von Schwarzarbeit in diesem Arbeitssektor ein zentrales Anliegen der Firma.