Interview
Prof. Veronika Bellone von Franchise Consulting GmbH im Gespäch mit Adrian Gsell, Gründer und Franchisegeber der Putzfrauenagentur AG
Putzfrau.ch ist seit 2003 der führende Anbieter im Bereich von Haushaltsreinigung in der Schweiz. Zurzeit beschäftigen wir über 1'400 Angestellte und sind, abgesehen vom Tessin, flächendeckend tätig. Neben der Zentrale verfügen wir über 14 Standorte wovon 3 Tochtergesellschaften und 11 Franchisenehmer sind.
Veronika Bellone: Herr Gsell, können Sie mir bitte etwas zur Initialzündung für Ihr Geschäftskonzept der Putzfrauenagentur sagen. Was war ausschlaggebend?
Adrian Gsell: Meine Partnerin und ich waren schon immer beruflich stark engagiert und benötigten Unterstützung bei der Haushaltsreinigung. Leider gab es kein Anbieter für private Haushaltungen und deshalb mussten wir jemanden über ein Inserat oder durch Empfehlung rekrutieren. Bei einer legalen Beschäftigung kommt ein hoher administrativer Aufwand dazu. Dies brachte mich auf die Idee ein entsprechendes Angebot zu lancieren. Nach sekundärer und primärer Marktforschung schrieb ich einen detaillierten Businessplan und setzte diesen im Jahr 2003 in die Tat um.
Veronika Bellone: Ihre marktnahe Idee hat bereits 2004 einen Marketingpreis bekommen. Wofür wurde die Auszeichnung explizit vergeben?
Adrian Gsell: Einerseits für das Konzept und andererseits für die Innovation das vorhandene Marktversagen zu beseitigen.
Veronika Bellone: Der zunehmende Zeitdruck bewirkt u.a. sicher, dass der Markt für Ihr Angebot sehr offen ist. Können Sie uns etwas zur Entwicklung und den Tendenzen sagen?
Adrian Gsell: Seit der Gründung verzeichnen wir eine kontinuierliche Zunahme, welche linear verläuft. Wir stellen jedoch fest, dass die Beschäftigung von Schwarzarbeit seit letztem Jahr wieder massiv ansteigt. Die Kampagne von Doris Leuthard gegen Schwarzarbeit, aus dem Jahr 2008, hat ihre Wirkung leider komplett verloren.
Veronika Bellone: Was war für Sie ausschlaggebend, aus dem ursprünglichen Dienstleistungsangebot der Reinigung ein zweites Produkt zu kreieren, nämlich die Möglichkeit der Existenzgründung mit einer Putzfrauenagentur?
Adrian Gsell: Unternehmen mit Spezialisierung auf industrielle Reinigung sind nicht auf die Bedürfnisse von Haushaltungen ausgerichtet und die Rekrutierung von privaten Reinigungskräften ist oft schwierig. Meine Motivation war und ist es den Berufsstand der Putzfrauen aufzuwerten, indem auf deren Anliegen eingegangen wird und die Bedürfnisse von Kunden erfüllt werden. Die Herausforderung ist es Angebot und Nachfrage so zu optimieren, dass es für beide Parteien harmoniert.
Veronika Bellone: Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen für angehende Franchise-Partner/innen in Ihrem System? Was müssen diese beherzigen, um Erfolg zu haben?
Adrian Gsell: Solange sich ein Franchisenehmer an unser System hält, wird er erfolgreich sein, weil er von unserer 12 jährigen Erfahrung profitieren kann. Die Zuteilung der richtigen Fachkräfte in die Haushaltungen unserer Kunden ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Veronika Bellone: Gibt es eigentlich auch Männer als Franchisenehmer und „Putzfrauen" bei Ihnen?
Adrian Gsell: Wir beschäftigen 6 Franchisenehmerinnen und 5 Franchisenehmer. Unsere drei Tochtergesellschaften werden von Frauen geleitet. Putzmänner werden praktisch keine angestellt. Wenn ein Mann beschäftigt wird dann eher für Spezialaufgaben wie Fensterreinigung oder für den Einsatz mit Maschinen.
Veronika Bellone: Welche Zielsetzungen haben Sie mit Ihrem Franchise-Konzept mittelfristig?
Adrian Gsell: Künftig auch den Kanton Tessin bedienen zu können. Eine weitere Vision ist die Expansion ins angrenzende Ausland.
Veronika Bellone: Robotik hat in vielen Haushalten bereits Einzug gehalten mit selbsttätigen Rasenmähern und Staubsaugern. Wie beeinflusst die zunehmende Automatisierung Ihr Geschäft?
Adrian Gsell: Überhaupt nicht. Wir haben Roboterstaubsauger getestet und festgestellt, dass die Ergebnisse eher unbefriedigend sind. Bis heute gibt es keinen Roboter, welcher eine Putzfrau ersetzen könnte und dies wird sich in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht ändern.